Aktuelle Termine

Eli-Schüler gehört zu den Siegern bei der PhilosophieArena

Philosophische Essays

Das Schreiben von Essays gehört zu den Schwerpunkten des Philosophieunterrichts an der Elisabethenschule. Diese besondere, gleichermaßen literarisch anspruchsvolle und argumentativ dichte Form des philosophischen Schreibens wird Schritt für Schritt eingeübt. Dieses Jahr nahmen auf freiwilliger Basis zwei Lernende der Elisabethenschule mit äußerst gelungenen Essays am Schülerwettbewerb der PhilosophieArena teil.

Dieser Wettbewerb ist ein Projekt des Landesverbands Philosophie Hessen e.V. und existiert seit über einer Dekade. Die PhilosophieArena möchte den Lernenden eine philosophische Plattform bieten, um in einer differenzierten und vernetzten Betrachtungsweise über alltägliche Begriffe und Sachverhalte nachzudenken. Das diesjährige Thema lautete „Was bedeutet die Corona-Krise für unser künftiges Zusammenleben?“. Selim Mestre Mamen aus der 9a gehört zu den fünf Siegern/Siegerinnen. Herzlichen Glückwunsch, Selim!  

Die Schüler:innen des Philosophiekurses 9 ADT haben eine Vielzahl von lesenswerten Essays verfasst.  Im Folgenden sind die ausgezeichneten Essays von Jocelyn Frick und Ayani Kombolcha aufgeführt. Beide Schriften wurden nach einer kritisch-würdigenden Lesung im Kurs für eine Veröffentlichung leicht überarbeitet. Allen Interessierten wünscht der Philosophiekurs eine anregende Lektüre.

Dr. Fuad Alidoust und der Philosophiekurs 9 ADT

Essay von Jocelyn Frick, 9c: Erleichtert Philosophie das Leben?

Am Ende der 8. Klasse stand dann die Wahl zum Pflichtfach an. Das Fach Philosophie erschien mir als die richtige Wahl, die mir dabei hilft meinen Blickwinkel zu erweitern. Als ich nun das erste Mal eine Präsentation in diesem Fach erarbeiten sollte, hat mir unser Philosophielehrer das Buch „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ von David Precht empfohlen. Es behandelt alltägliche Fragen und beleuchtet unterschiedliche Erkenntnisse aus der Sicht der menschlichen Psychologie, verbunden mit den literarischen Aspekten. Ich fand dieses Buch sehr beeindruckend und stellte fest, dass durch viele philosophische Fragen, verbunden mit der Psychologie eines Menschen, interessante Erkenntnisse festzustellen sind. Beim Lesen dieses Buches, dachte ich daran, dass mit Hilfe der Philosophie vielleicht nicht alle unsere Probleme gelöst werden können, aber sie hilft, an Hand der richtigen Fragen, die Probleme besser zu verstehen.

Um zu beantworten, ob Philosophie das Leben erleichtert, sollten wir uns erstmal mit den Fragen befassen, was Philosophie bedeutet und welchen Einfluss sie auf unser Leben hat. Das Wort „Philosophie“ beinhaltet sowohl Liebe als auch Weisheit in sich. Nach Ansgar Beckermann wird Philosophie durch die Übersetzung zu Unrecht zu etwas Überhöhtem und Abstrakten verdammt.1 In seinen Augen ist es, um Philosophie gerechter zu sein, die Betrachtung der Philosophie aus der Antike „nach Wissen streben“, „sich für Wissen interessieren“. Laut Precht ist das Schöne an der Philosophie, dass sie nie zu Ende studiert werden kann.2 Jeder neue Gedanke oder neue Erkenntnis können die Sichtweise der Philosophie verändern. René Descartes hat die Philosophie als eine Art Baum in seinem Buch über Prinzipien der Philosophie vorgestellt. Die Wurzeln stellen die Metaphysik (Erkenntnis) dar, der Stamm die Physik und die Zweige sind die übrigen Wissenschaften. In Folge befasst sich die Philosophie mit den erkenntnistheoretischen Fragen über die grundlegende Struktur der Welt. Die Philosophie teilt sich in zwei Gebiete auf, einmal in die theoretische Philosophie mit den Fragen: „Wie sind die Dinge in der Wirklichkeit oder Wahrnehmung?“ oder „Was können wir in Erfahrung bringen?“ und in die praktische Philosophie „Was kann ich tun?“ oder „Was soll sein?“, dabei spielt die Ethik als Wissenschaft der Moral eine große Rolle. Sie befasst sich mit den Fragen des gerechten Zusammenlebens und setzt sich mit dem moralischen Handeln auseinander. Weil die Philosophie einen sehr großen und schnell wandelnden Fachbereich umfasst, werden die Überlegungen immer wieder aufs Neue hinterfragt, angezweifelt und überprüft. Giovanni Guareschi sagte seiner Zeit etwas, das uns zum Nachdenken verleitet: „Die Philosophen sind wie Zahnärzte, die Löcher aufbohren, ohne sie füllen zu können.“3 Diese Kritik ist nicht ohne berechtigte Zweifel. Allerdings, wenn niemand Fragen stellt, bzw. Löcher bohrt, werden wir alles als gegeben hinnehmen. Durch das Fragenstellen machen wir uns Gedanken über die Perspektiven, die unser Leben in verschiedener Art verändern können. Am besten hinterfragen können Kinder die vermeintlichen Wahrheiten. Sie sind diejenigen, die das Wissen anderer nicht fraglos übernehmen. Auch Emanuel Kant war der Meinung, dass je mehr wir über unser Leben nachdenken, desto mehr können wir bewirken und desto besser ist unser Lebensstandard: “Je mehr du gedacht, je mehr du getan hast, desto länger hast du gelebt.“4 Henry Ford sagte einmal: „Wer immer tut was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“5 Damit sagt uns Henry Ford, dass das Leben von uns eine Weiterentwicklung verlangt, wenn wir nicht da stehen bleiben wollen, wo wir gerade sind. Die Philosophie erlangt durch die Forschung immer neue Fragen und Aussagen, die überdacht und hinterfragt werden können. Die größten Philosophen sind bemüht, ihre Denkweise als eine Art Einsicht zum besseren und gerechterem Leben zu erlangen. Sokrates stellte fest: “Ich weiß, dass ich nichts weiß.“6 Was möchte uns Sokrates damit sagen? Sokrates könnte seiner Zeit voraus gedacht haben, dass die Erkenntnisse von gestern mit den Entwicklungen von heute, neue Erkenntnisse ergeben und dass man damit wieder am Anfang der Überlegung ist. Aristoteles war der Meinung, dass alle Menschen von Natur aus nach Erkenntnis streben.7 Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir Wissen und Wahrheit. Als Wissen bezeichnet man in der Philosophie den Inhalt, den wir für wahr halten und begründen können.8 Unter der Wahrheit versteht man die Überzeugung jedes Einzelnen, die mit einer Tatsache verbunden und dadurch für die Wahrheit gehalten wird.9 Philosophie ist eine Wissenschaft, die sich agil an die neuen Erkenntnisse anpasst und ethische und moralische Folgen aufzeigt. An dieser Stelle möchte ich ein Beispiel zu der Zukunftstechnologie im Bereich Genmanipulation von Menschen einbringen. Jamie Metzl, als Experte für Zukunftstechnologie und Geopolitik, hat ein Buch zum Thema Genmanipulation bei Menschen mit dem Titel „Der designte Mensch. Wie die Gentechnik Darwin überlistet?“ veröffentlicht. Im Januar 2020 bei der Digital Life Design Konferenz in München führte er ein Interview mit der Focus Online Redaktion10, in dem er die Meinung vertrat, dass die einmal entwickelten Technologien von den Menschen auch angewendet werden. Der Kampf gegen die Krankheiten führe zu einer genetischen Revolution und ist nicht mehr aufzuhalten. Allerdings sind die biologischen Folgen nicht überschaubar. Laut seiner Recherche wurden 2018 in China zwei genmanipulierte Babys geboren. Damit denke ich, sind die ethischen und moralischen Überlegungen schon überschritten. Laut Metzl soll man sich rechtzeitig auf ein humanes Wertesystem einigen, damit unsere Menschlichkeit unter der Modifikation nicht verloren gehe. Die Überlegung, die Metzl in Bezug auf menschliche Unvollkommenheit und die Anfälligkeit der Menschheit für äußere Einflüsse anstellt, bringt mich zum Nachdenken. Anhand der Corona Pandemie wird deutlich, wie unvollkommen der Mensch ist. Gleich einem Dominoeffekt sind wir durch ein kleines Ereignis mit einer Fledermaus aus unserer gewohnten Bahn geworfen worden. Es stellt sich die Frage: Was möchten wir ändern? Wäre es möglich unser Verhalten in Bezug auf unsere Umwelt und Essgewohnheiten zu ändern? Zum Beispiel könnten wir eine Möglichkeit in Betracht ziehen, ohne tierische Produkte zu leben. Die meisten Menschen essen tierische Produkte, weil sie es nicht besser kennen, die Anderen, weil sie von den alternativen Produkten nichts halten und die fehlenden Vitamine nicht durch Tabletten ausgleichen möchten und den Dritten ist es zu umständlich. Durch die Massentierhaltung entstehen immer mehr neue Infektionen. Denken wir dabei an die Schweine- und Vogelgrippe, Rinderwahn oder Ebola und den Sars-COV-2 Virus. Stellen wir uns vor, jeder Mensch könnte auf tierische Produkte verzichten, ohne dabei eine Mangelernährung, die durch Tabletten ausgeglichen werden muss, zu erleiden. Wir würden das Leid der Tiere vermeiden und dadurch CO2 Ausstoß minimieren, wodurch die Erderwärmung gebremst wäre. Durch eine neu entwickelte Technologie im Bereich der Genmanipulation haben wir die Möglichkeit, zu entscheiden, ob wir gegen unsere Unvollkommenheit ankämpfen möchten oder die ethisch problematische Lösung zu unserem Vorteil nutzen möchten.

Solche und andere Fragen können wir mit Hilfe von Philosophie versuchen zu beantworten. Philosophie wird immer wichtiger bei den aktuellen Fragen. Arthur Schopenhauer hat einmal gesagt: „Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand“. Die Philosophie lehrt uns die Sachen zu hinterfragen, neu zu überdenken aufgrund der neuen Erkenntnisse zu handeln, um unser gemeinsames Leben zu bereichern und gerechter zu machen.

Endnoten

1 Vgl. „Was ist das – Philosophie?“ Auszug aus der Informationsbroschüre der Abteilung Philosophie, S. 2, https://uni-bielefeld.com/fakultaeten/philosophie/personen/beckermann/Philosophie.pdf, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

2 Vgl. „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ (Richard David Precht, 2007), S. 6-7

3 http://zitate.net/philosophie-zitate, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

4 https://gutezitate.com/zitat/207356, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

5 https://zitatezumnachdenken.com/henry-ford/5030, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

6 http://zitate.net/philosophie-zitate, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

7 https://de.wikipedia.org/wiki/Metaphysik_(Aristoteles)#:~:text=%E2%80%9EAlle%20Menschen%20streben%20von%20Natur, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

8 https://www.philosophie.ch/blogartikel/highlights/philosophie-aktuell/wahrheit-macht-den-unterschied, zuletzt aktualisiert am 30.07.2018, zuletzt aufgerufen am 09.03.2021

9 https://www.youtube.com/watch?v=dMyT6ljYquc, zuletzt aufgerufen am 09.03.2021

10 Vgl. https://www.focus.de/digital/dldaily/jamie-metzl-im-dld20-interview-sind-wir-bereit-fuer-genetisch-modifizierte-menschen_id_11562522.html, zuletzt aktualisiert am 18.01.2020, 11:40, zuletzt aufgerufen am 04.01.2021

 

Essay von Ayani Kombolcha 9d: Ist Gewalt gegen Gewalt gerechtfertigt?

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ schrieb Nietzsche in seinem 1886 erschienenen Werk „Jenseits von Gut und Böse“. In einem Kampf, in dem es um unterschiedliche Wertevorstellungen geht, darf also nicht mit Mitteln gekämpft werden, die diese Werte verletzen. Grob gesagt sollte man also nicht das werden, was man zu bekämpfen versucht, oder sich auf das Niveau seines Gegners herablassen. Hingegen sollte man sich zurückhalten, gewisse Entscheidungen zu treffen nur, weil sie effektiv wären sofern diese gegen die Wertvorstellungen verstoßen.  Beispiele für Menschen, die eben dies nicht geschafft haben und so zu sogenannten „Ungeheuern“ geworden sind, sind die historischen Persönlichkeiten Achilles und Robespierre. Achilles tötete im trojanischen Krieg den Prinzen Hector von Troja auf brutalste Weise, weil dieser seinen Gefährten Patroklos getötet hatte, während Robespierre es während der Französischen Revolution zwar schaffte die Monarchie zu stürzen, aber danach eine Regierung nach seinen Vorstellungen etablierte, die nicht besser als die vorherige war. In ihren Fällen war die Gewalt, die sie benutzten um das ursprüngliche „Ungeheuer“ zu besiegen, das was sie auf das gleiche Niveau brachte.

Die Frage wie man auf Gewalt reagieren kann und ob bzw. wann man sie als Präventionsmittel verwenden darf wird vor allem gerade im Zusammenhang mit den Black Lives Matter Protesten und im Umgang mit Terrorismus sehr diskutiert. Im folgenden Essay werde ich deshalb darstellen, wieso meine These, dass Gewalt in manchen Situationen durchaus gerechtfertigt sein kann, vor allem wenn es sich um Gegengewalt handelt und einen nicht zum selben „Ungeheuer“ macht, richtig ist.

Der Begriff „Gewalt“, definiert sich laut Oxford Languages wie folgt: [Gewalt ist] rücksichtslos angewandte Macht; unrechtmäßiges Vorgehen. Auch wenn es viele Arten von Gewalt gibt, wird in diesem Text hauptsächlich von der Selbstverteidigung und Kriegsgewalt die Rede sein. 

Ein Argument für die oben genannte These ist, dass es in bestimmten Situationen keine andere Lösung gibt als mit ähnlichen Mitteln wie sein Gegner zu kämpfen. Dies betrifft aber nicht die verbale Gewalt während eines Streits, in dem man selbst nicht auf Beleidigungen zurückgreifen muss nur, weil die andere Partei dies tut. Es betrifft eher physische Gewaltzustände wie zum Beispiel eine Kriegssituation. Als die Alliierten im 2. Weltkrieg versuchten mit den Achsenmächten zu verhandeln, wurde ihnen bald bewusst, dass Hitler keine ähnlichen Intentionen hegte, sondern auf Krieg aus war. Sie sahen Gewalt also als einziges Mittel um sie davon abzuhalten weitere Länder einzunehmen. Wenn der Feind also keinen Wert auf die von dir angestrebten oder gesellschaftlich anerkannten Wertevorstellungen legt, wirst du es nicht schaffen, ihn in einer Extremsituation mit Reden zu überzeugen. Es gibt also keinen anderen Weg als ähnliche Formen von Gewalt anzuwenden.

Das führt uns zu einem populären Gegenargument. Ein Pazifist würde dazu tendieren, Gewalt grundsätzlich zu meiden und abzulehnen. Ein Beispiel für eine friedfertige Reaktion auf Gewalt, wäre die „Wall of Moms“ bei den diesjährigen Black Lives Matter Protesten in Portland. Ein konsequenter Pazifismus wie ihn z. B. Jesus, Martin Luther King und Helen Keller vorgelebt haben, ist insofern extrem wichtig, da er große Bewegungen inspirierte, die die Welt zu einem friedlicheren Ort machen.  Jedoch gibt es Einwände gegen die These, dass Gewalt in jedem Fall abzulehnen ist. Natürlich ist es nicht zu rechtfertigen ein anderes Wesen mit der Intention ihm etwas anzutun anzufassen, es sei denn du reagierst auf eine vorherige Gewalttat dieses Wesens, die sich gegen dich oder Unschuldige richtet, die selbst nicht mit dem Wesen fertig werden würden.    Schlägt zum Beispiel jemand auf dich ein und zeigt keinerlei Anzeichen damit aufhören zu wollen, ist es durchaus gerechtfertigt, wenn du ihn zurück schlägst mit dem Ziel dich vor weiterem Schaden zu schützen.

Ein weiteres Argument, welches meine These stützt, ist, dass im Endeffekt gerettete Leben wichtiger sind als die Frage wer moralisch überlegen war.  Wenn man also reaktive Gewalt ausübt, um zum Beispiel andere oder sich selbst zu schützen und zu retten, welche Ähnlichkeiten mit der ursprünglichen Gewalt hat, heißt dies nicht, dass man auch zum Ungeheuer wird. Tötet man jemanden weil dieser dabei ist, deine Familie und dich zu bedrohen, hat man zwar immer noch jemandem das Leben genommen und so rein theoretisch die Tat die man verhindern wollte selbst begangen, ist aber kein Ungeheuer, da man in einer extremen Situation aus Selbstschutz eine verzweifelte Tat begangen hat.

Wir haben gesehen, dass es zwei gute Gründe gibt, wieso reaktive Gewalt in manchen Fällen zu rechtfertigen ist. Außerdem haben wir uns einen populären Einwand gegen diese These angeschaut. Dieses Argument war definitiv plausibel, war aber mangelhaft in manchen, oben erläuterten Aspekten wie zum Beispiel der Selbstverteidigung.                                                                                               

Um noch einmal auf Nietzsches Zitat einzugehen, denke ich, dass es wegen des Wortes „zusehn“ so auszulegen ist, dass man bei dem Kampf mit Monstern sich zwar unter Umständen verlieren kann, es aber nicht zwingend tun muss. So ist ein gewisses Maß an Gewalt als Antwort auf Gewalt verantwortbar. Man muss jedoch aufpassen, dass man nicht in eine Gewaltspirale gerät und gerade durch seine Taten seinem Feind erlaubt noch grausamer zu werden und letztlich auch einen selbst immer weiter in Richtung des Monsters zu bringen.

Zurück